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Der Markt für orthodoxe Ikonen | Ikonen Mautner

Hinter dem Symbol und durch das Bild hindurch schimmern und leuchten die ewigen Wahrheiten des Glaubens”, schwärmte vor mehr als hundert Jahren der deutsche Theologe Wilhelm Bousset. Vermutlich dachte der Protestant dabei nicht speziell an Ikonen, aber für die orthodoxe Kirche sind die kirchlich geweihten Holzbilder tatsächlich Fenster in die geistliche Welt. Im materialistisch geprägten Diesseits — sprich: auf dem Kunstmarkt—geht es freilich weniger um spirituelle als vielmehr um finanzielle Werte, und diesbezüglich weist kaum eine andere Nische so dramatische Entwicklungen auf wie Ikonen.

Russische Ikonen wurden in den 1970er-Jahren populär, als der Westen diese spirituell kraftvolle Kunstform entdeckte. Die Preise stiegen und stiegen, von ein paar hundert auf Hunderttausende Dollar, Pfund und D-Mark. Die Rezession in den 1980ern bremste diesen Boom abrupt, und erst nach dem Fall der Berliner Mauer, als auch die orthodoxe Kirche in Russland wieder Geltung bekam, zogen mit dem wirtschaftlichen Aufschwung die Preise wieder an.” Damals kauften viele reiche Russen in Europa und den USA Ikonen, um sie zurück ins „Mutterland” zubringen. Ironischerweise waren die meisten dieser Ikonen in den 1930ern von Stalin in den Westenverschachert worden, um harte Währungen zu bekommen.

Für emaillierte Ikonen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, speziell solche von berühmten Künstlern wie Pawel Owtschinnikow oder Iwan Klebnikow, wurden um die Jahrtausend-wende auf internationalen Auktionen wieder sechsstellige Summen bezahlt — bis zur nächsten Wirtschaftskrise. Seither scheidet sich die Spreu vom Weizen: Durchschnittsware bleibt liegen, während sich hochwertige Ikonen in gutem Zustand und von herausragender Provenienz nach wie vor gut verkaufen.

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