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Was sind orthodoxe Ikonen wert? | Ikonen Mautner

Auf jeden Fall ist es nicht das Alter allein, denn die meisten Sammler legen Wert auf Optik – und die ist bei antiken Stücken meist nicht so dekorativ wie bei Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert. Zur Zeit sind Ikonen aller Fächer sehr gefragt, der Oklad (die Metallverkleidung, die bei manchen Ikonen die Umgebung der bemalten Figuren bedeckt) ist aus Gold oder Silber und ist mit Emaille, Perlen oder Edelsteinen besetzt. Solche Ikonen wurden hauptsächlich in und um Moskau im 18. und 19. Jahrhundert hergestellt. Es ist von großer Bedeutung, dass Punzen und Meisterzeichen vorhanden sind, besonderer Wert wird auf die Insignien berühmter Silber- und Goldschmiedemeister gelegt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Erhaltungszustand der Ikone. Viele der noch vorhandenen antiken Ikonen sind vor allem durch ihre Lagerung in einem sehr schlechten Zustand, aber wenn die Ikonen sorgsam verwahrt wurden, meist von Sammlern, steigt der Wert enorm.

Folgende Faktoren sind wichtig:

  1. Malqualität: Bei Ikonen zählt — genau wie bei Gemälden — an wichtigster Stelle die Malqualität. Man muss demnach fragen: ist die Ikone besonders fein durchgezeichnet? Vielleicht mit der Lupe gemalt? Welche Aussagekraft steckt in ihr? Ist die Ikone auf Leinwand und mit Goldgrund gefertigt?
  2. Ausstrahlung: Die Farbigkeit und der Goldgrund einer Ikone, diese meist in Verbindung mit einer Silberunterlage, geben der Ikone eine ganz besondere Ausdruckskraft. Malqualität und Ausstrahlung stehen verständlicherweise in einem engen Zusammenhang.
  3. Alter: Das Alter einer Ikone ist zwar, wie beim Gemälde, wichtig, aber nicht allein entscheidend. Genauso wie ein Gemälde des 19. Jahrhunderts teurer eingestuft werden kann als eines des 17. Jahrhunderts, ist auch bei Ikonen das Alter nur im Zusammenhang mit den genannten Kriterien bei der Preisbestimmung zu berücksichtigen.
  4. Patina: In Verbindung mit dem Alter ist die Patina von großer Bedeutung, weil gerade sie einer Ikone mit oder ohne Goldgrund einen eigenartigen Reiz verleiht.
  5. Provenienz: Die Herkunft der Ikone ist auch für die Preisbestimmung wichtig. Russische Ikonen werden heute preislich etwa % höher eingestuft als griechische Ikonen. Die russischen Ikonen zeigen durch ihre bräunliche Grundfärbung eine beruhigende Ausstrahlung, in Verbindung mit dem breiten Rand, den sie gewöhnlich aufweisen. Griechische Ikonen sind oft fröhlicher, mit bläulicher Grundfarbe und dünnerem Rand; auch sind die griechischen Themen meist lockerer auf-gezeichnet, vielleicht entsprechend dem süd-ländischen Temperament. Bei den meisten, heute im Handel angebotenen Ikonen kann ihre genaue Herkunft nur grob unterschieden werden, also z.B. aus Nordrussland, Zentralrussland, Südrussland oder Balkan. Dagegen ist es bei korrekter Einordnung nur bei weniger als 5 % der angebotenen Ikonen möglich, ihre Schule exakt zu bestimmen.
  6. Erhaltungszustand: Entscheidend für den Zustand der Ikone ist oft die Art ihrer Aufbewahrung, d. h. ob sie Bestandteil einer Ikonenwand war, oder sich in einem Privathaus in der Ikonenecke befand, ob ständig Kerzen vor ihr aufgestellt waren, die Spuren hinterlassen haben, oder ob sie zur Prozession mitgenommen, dabei geküsst und häufig betastet wurde. Gerade ältere Ikonen sind oft stark abgerieben, zumal wenn sie unsachgemäß restauriert und überholt wurden — übrigens auch ein Grund, warum nicht immer die älteren Ikonen die wertvolleren sind. Schließlich spielt auch der Zustand des Holzes eine Rolle, besonders wenn das Holz von Würmern befallen ist, die meist das Holz selbst zerfressen, also die Rückseite und nicht die farbliche Oberfläche.
  7. Größe der Ikonen: Während die Normalgröße der Ikonen etwa 30 x 35 cm beträgt, sind die Ikonen aus der Ikonenwand oft wesentlich größer, erreichen bis zu 2,50 m Höhe. Daneben gibt es auch Holzikonen in Postkartengröße oder sogar kleiner. Zwar ist bei der Unterschiedlichkeit der Größenverhältnisse die Malqualität entscheidend, doch können Abmessungen bei der Preisstellung nicht unberücksichtigt bleiben.
  8. Seltenheit der Thematik: Auch die Motivwahl muß bei der Preisbestimmung herangezogen werden. Am häufigsten von allen etwa 12.000 Heiligen, welche die orthodoxe Kirche verehrt, wird der Heilige Nikolaus angetroffen. Ebenso sind unter den etwa 250 verschiedenen Gottesmuttermotiven einige Themen recht selten, andere häufig überliefert (Gottesmutter von Kasan usw.). Besonders begehrt sind zur Zeit Ikonen mit dem Heiligen Georg (“Kampf mit dem Drachen”), ebenso wie mit den Arzt-und Apothekenheiligen Kosmas und Damian, sowie dem Heiligen Panteleimon.
  9. Restaurierung: Grundsätzlich sollte eine Ikone möglichst wenig restauriert werden, also nur soweit unbedingt notwendig. Wird die Restaurierung fachgerecht durchgeführt, so beeinflusst sie im allgemeinen die Preisbestimmung nicht ungünstig. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass gerade Ikonen, die im Leben eines orthodoxen Christen eine große Rolle gespielt haben, im Laufe der Jahre zu “leiden” hatten. Sie waren nicht nur Wandschmuck, wie etwa ein Gemälde. Sie wurden oft in die Hand genommen, nicht nur bei der Prozession, und sind im täglichen “Gebrauch” häufig durch Weihrauch oder Kerzenlicht gedunkelt. Wenn es dem Restaurator gelungen ist, die Schäden fachgerecht zu beseitigen, so ist eine solche Ikone einer beschädigten unbedingt vorzuziehen.
  10. Konservierung: Die laufende Konservierung der Ikonen sollte ebenfalls dem Fachmann überlassen werden. Ein dünner Überzug mit Firnis genügt alle paar Jahre, damit die Ikone nicht austrocknet. Es kann derselbe Firnis ver- wendet werden, mit dem man auch Gemälde schützt.

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass die preisliche Bewertung von Ikonen doch diffiziler ist, als man zunächst annehmen würde. Jedenfalls ist nicht nur das Alter für den Preis der Ikonen maßgebend, wie man irrtümlich oft hört, sondern eine Reihe ebenso wichtiger Faktoren wie insbesondere die Ausstrahlung und Malqualität einer Ikone in Verbindung mit ihrem Zustand, ihrer Farbigkeit und ihrer Patina.

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